Ehrliche Rezension zu Meistgeklickt

by Jolanda Spiess-Hegglin (Autor) Hansi Voigt (Mitwirkende)

Meistgeklickt“ erzählt die erschütternde Geschichte von Jolanda Spiess-Hegglin, einer grünen Kantonsrätin, deren Leben im Dezember 2014 abrupt kippt. Ein unerklärlicher Filmriss, gefolgt von der Veröffentlichung ihrer intimen Details und eines SVP-Politikers im „Blick“, löst eine mediale Hetzjagd aus. Hunderte diffamierender Artikel und ein Tsunami an Online-Hass überschwemmen sie. Spiess-Hegglin wird Opfer eines skrupellosen Geschäftsmodells, das mit Persönlichkeitsverletzung Profit macht. In diesem Buch, erstmals in ihren eigenen Worten, schildert sie den Kampf gegen die Medien, die Prozesse und ihren unerbittlichen Kampf um Gerechtigkeit. Ein erschreckender Bericht über die Macht der Medien und den Preis der Wahrheit.

Meistgeklickt
4.7 / 4 Bewertungen

Rezension Meistgeklickt

Meistgeklickt“ von Jolanda Spiess-Hegglin und Hansi Voigt ist ein Buch, das mich tief bewegt und gleichzeitig wütend gemacht hat. Es ist keine leichte Lektüre, denn es schildert die erschütternde Geschichte einer Frau, die nach einer politischen Feier mit einem Filmriss und rätselhaften Verletzungen aufwacht, um dann in eine mediale Hatz von unerbittlicher Grausamkeit zu geraten. Der Fokus liegt weniger auf dem, was in jener Nacht geschah – obwohl die ungeklärten Umstände und die offensichtlichen Ermittlungsfehler selbst ein Schock sind – sondern auf dem anschließenden, monströsen Umgang der Medien mit dem Fall.

Spiess-Hegglins Schilderung ist beklemmend real. Man spürt die Verletzung ihrer Privatsphäre, die Demütigung, den allgegenwärtigen Hass, der ihr und ihrer Familie entgegenschlug. Die unbarmherzige Sensationsgier der Medien, die rücksichtslose Veröffentlichung persönlicher Details und die Konstruktion einer Geschichte, die sie als Schuldige darstellte, sind erschreckend. Die Autorin spart nicht an Details, beschreibt die emotionale Belastung und den Kampf um ihre Würde mit einer eindrücklichen Direktheit. Man leidet mit ihr, empfindet ihre Hilflosigkeit und Bewunderung für ihren unerschütterlichen Willen, sich zu wehren.

Der Schreibstil ist klar und verständlich, trotz der emotionalen Intensität des Themas. Die Co-Autorin Hansi Voigt hat hier hervorragende Arbeit geleistet, um die Geschichte in eine gut lesbare und nachvollziehbare Form zu bringen. Man merkt, dass Spiess-Hegglin ihre Geschichte selbst erzählen wollte, und dieser persönliche Ton verleiht dem Buch eine Authentizität und emotionale Kraft, die mich tief beeindruckt hat.

Besonders bemerkenswert finde ich Spiess-Hegglins Mut, die Klickzahlen der Artikel offenzulegen und so das Geschäftsmodell der Sensationsberichterstattung anzugehen. Dieser Schritt ist bahnbrechend und verdient allerhöchsten Respekt. „Meistgeklickt“ ist mehr als nur ein Bericht über ein persönliches Unglück; es ist ein wichtiger Beitrag zur Diskussion über verantwortungsvollen Journalismus, die Gefahren von Online-Hetze und die Notwendigkeit, Opfer von medialer Gewalt zu schützen.

Trotz der Schwere des Themas ist das Buch nicht nur deprimierend. Es ist auch eine Geschichte über Stärke, Widerstandsfähigkeit und den Kampf um Gerechtigkeit. Jolanda Spiess-Hegglin hat nicht nur ihr persönliches Trauma bewältigt, sondern sie hat auch ein wichtiges Zeichen gesetzt und ein System angeprangert, das zu oft Opfer anstatt Täter im Blick hat. „Meistgeklickt“ ist ein Buch, das man gelesen haben sollte – nicht nur wegen der Geschichte selbst, sondern auch, um sich bewusst zu werden, wie schnell die Grenzen des akzeptablen journalistischen Umgangs überschritten werden können und welche verheerenden Folgen das haben kann. Es ist ein Mahnmal, ein Appell und ein Zeugnis beeindruckender Stärke.

Informationen

  • Abmessungen: 13.1 x 1.8 x 20.5 cm
  • Sprache: German
  • Drucklänge: 208
  • Veröffentlichungsdatum: 2024
  • Verlag: Limmat

Vorschau Buch

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